Mein Erfahrungsbericht: Zwischen Herausforderung und Hoffnung

07.05.2025

In meinem Erfahrungsbericht erzähle ich, warum mein Praktikum im Employer Branding bei Wien Energie mehr ist als nur ein Job. Es ist eine persönliche Reise – von einem Talent mit unsichtbaren Behinderungen zum aktiven Teammitglied, das heute selbst mitgestaltet. Ich berichte, wie Inklusion hier nicht nur versprochen, sondern gelebt wird – mit Respekt, Offenheit und echter Unterstützung. Dieser Beitrag soll Mut machen, Perspektiven öffnen und zeigen, was möglich ist, wenn Menschen mit all ihren Facetten gesehen und ernst genommen werden.

Der erste Tag – ein Gefühl von Unsicherheit und Hoffnung

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag. Ich war nervös. Nicht wegen der Aufgaben – sondern weil ich nicht wusste, ob ich wirklich gesehen werde. Ob meine Geschichte, meine Herausforderungen, mein Ich Platz finden darf. Ich habe in meinem Leben viele Hürden erlebt, innere Kämpfe geführt, Masken getragen, um dazuzugehören. Doch in diesem Praktikum durfte ich zum ersten Mal ich selbst sein – mit allem, was dazugehört.
Ich wurde nicht gefragt, was ich nicht kann, sondern was ich einbringen möchte. Ich wurde nicht angeschaut mit einem "Trotzdem", sondern mit einem ehrlichen "Deshalb". Das verändert alles.
Im Austausch mit Kollegen erlebte ich Offenheit, Neugier und Vertrauen. Ich bekam nicht nur Aufgaben – ich bekam Verantwortung. Nicht nur Feedback – sondern echtes Interesse. Und das stärkt.

Der Matching Day von myAbility – ein Kreis schließt sich

Einer der bewegendsten Momente war, als ich beim Matching Day einem Talent gegenüberstand, das dieselben Ängste hatte wie ich vor einem Jahr. Und ich sagen konnte: Ich war genau dort. Und jetzt bin ich hier. Dieses Strahlen, das darauf folgte, vergesse ich nie.
Und jetzt bin ich selbst ein Almuni und durfte im Rahmen von myAbility in den "Sensing Journeys" als Experte in meiner eigenen Sache über meine Erfahrungen sprechen. Wie es mir in den Jahren gegangen ist, welche Themen ich mit Arbeitgebern hatte, mit welchen Vorurteilen ich kämpfen musste, wo ich tatsächlich diskriminiert wurde – nur wegen meiner Behinderung, weil man das nicht hat oder nicht akzeptiert und nicht weiß, wie ein Arbeitgeber damit umgeht.
Und ich kann darüber sprechen und sagen, was ich benötige, um eine gute Arbeit zu leisten.

Mein Weg – eine Reise durch Ablehnung und Stärke

Ich war schon immer anders: hibbelig, kreativ, voller Fantasie – und oft unverstanden. In der Schule kämpfte ich mit Konzentrationsschwierigkeiten, wurde ausgegrenzt, beschimpft und beinahe in die Sonderschule abgeschoben. Meine Fantasiewelt wurde zum Rückzugsort, meine Emotionen zur Waffe gegen die Welt, die mich nicht zu verstehen schien.
Doch ich bin geblieben. Trotz Ablehnung. Trotz Angst. Trotz innerer Stimmen, die mich klein machen wollten.

Vom Tiefpunkt zum Erfolg – meine Lehre und der Kampf um Anerkennung

In der Lehre wurde ich beschimpft, entwürdigt und körperlich wie seelisch krank. Aber ich habe mir meinen eigenen Weg gebahnt – mit Mut, Kreativität und neuen Lernstrategien. Ich habe gekämpft, weitergemacht und am Ende mit Auszeichnung abgeschlossen.

Beruflicher Werdegang – mit Kreativität und Empathie nach vorn

Der Weg führte mich vom Verkauf über das Merchandising bis ins Marketing. Ich entwickelte mich zum empathischen Führungstalent, fand neue Strukturen und setzte kreative Projekte mit voller Leidenschaft um – bis zur Erschöpfung. Denn mit ADHS, Bipolarität und Borderline war mein Leben immer ein Drahtseilakt zwischen Hochgefühl und Zusammenbruch.

Heute – Ich bin nicht falsch. Ich bin viel.

Heute weiß ich: Ich bin nicht falsch. Ich bin viel. Ich bin intensiv. Ich bin anders – und das ist gut so.
Ich habe gelernt, mit meinen Herausforderungen zu leben – und aus ihnen Stärken zu machen. Ich strukturiere mein Leben mit festen Routinen, kreativen Freiräumen und einem liebevollen Blick auf mich selbst.
Ich bin mehr als eine Diagnose. Ich bin ein Mensch mit Visionen. Und ich bin bereit, andere zu inspirieren – durch meinen Blog, mein Buch, meine Geschichte.
Weil Inklusion da beginnt, wo Menschen sich zeigen dürfen, wie sie sind. Und weil jeder Mensch das Potenzial in sich trägt, Großes zu bewegen – wenn man ihn nur lässt.

Was ich in meinem Praktikum bei Wien Energie lerne

Eine neue Erfahrung von Arbeit

Ich bin aktuell Praktikant im Employer Branding bei Wien Energie – und was ich hier lerne, geht weit über fachliches Wissen hinaus. Ich lerne, dass Arbeit ein Ort sein kann, an dem man wachsen darf – nicht trotz seiner Geschichte, sondern gerade wegen ihr.

Willkommen sein mit allen Facetten

Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich mit all meinen Facetten willkommen – als Mensch mit Ecken, Kanten, Erfahrungen, Stärken und Schwächen. Ich darf hier nicht nur funktionieren, sondern mich entwickeln. Ich muss mich nicht verstellen, nicht anpassen, nicht verstecken – und genau deshalb kann ich mich einbringen.

Was Wien Energie besonders macht

Was Wien Energie für mich besonders macht?
Dass man mir auf Augenhöhe begegnet. Dass man mir zuhört. Dass ich nicht überfordert, sondern begleitet werde. Und dass man mir vertraut – nicht blind, sondern bewusst.
Das lässt mich wachsen. Fachlich. Emotional. Und menschlich.

Was ich Unternehmen mitgeben möchte, die inklusiv arbeiten wollen

  • Inklusion braucht Haltung und Mut
    Inklusion passiert nicht von selbst – sie wird möglich, wenn Menschen und Organisationen den Mut haben, neue Wege zu gehen. Aus meinen bisherigen Erfahrungen möchte ich einige Impulse teilen:

  • Schafft sichere Räume für Gespräche
    Menschen mit psychischen oder unsichtbaren Beeinträchtigungen brauchen Vertrauen, um sich zu öffnen. Zuhören – wirklich zuhören – ist der erste Schritt.

  • Geht flexibel mit Strukturen um
    Manchmal braucht es alternative Wege, um ein Ziel zu erreichen. Ob durch kreative Lernmethoden oder angepasste Arbeitszeiten – Spielraum macht einen Unterschied.

  • Vermeidet Schubladendenken
    Seht den Menschen – nicht die Diagnose. ADHS oder Bipolarität definieren nicht den Menschen, sondern bringen oft außergewöhnliche Talente mit sich.

  • Fördert Potenziale statt nur Fehler zu suchen
    Gebt Raum für Stärken. Kreativität, Empathie, Multitasking oder analytisches Denken können große Ressourcen für ein Team sein.

  • Gebt Verantwortung – mit Rückendeckung
    Wer gestalten darf, wächst. Aber Rückhalt ist wichtig, besonders in sensiblen Phasen.

  • Schafft Teamkulturen, die tragen
    Wertschätzung, Geduld und offene Kommunikation sind kein Bonus – sie sind die Basis für echte Inklusion und ein gesundes Miteinander.

Mein Fazit

Inklusion beginnt beim Hinsehen

Inklusion ist mehr als Barrierefreiheit. Sie ist Haltung. Entscheidung. Und tägliches Handeln.
Ich lerne hier bei Wien Energie, dass Inklusion nicht bedeutet, Schwächen zu kompensieren – sondern darin zu unterstützen, Stärken zu entfalten. Gerade dort, wo andere noch nicht hingeschaut haben.

Was ich mitnehme

Und ich bin überzeugt: Wenn mehr Unternehmen so handeln wie Wien Energie, dann ist nicht nur die Zukunft inklusiv – sondern vor allem menschlich.
Was ich mitnehme?
Dass gelebte Inklusion mehr bedeutet als barrierefreie Zugänge. Es bedeutet auch: emotionale Zugänge. Es bedeutet, Menschen zu sehen. Und gesehen zu werden.
Ich gehe mit einem Gefühl von Stolz. Und mit der Hoffnung, dass meine Geschichte anderen Mut macht.