Der Weg aus der Manie

19.02.2025

Meine Strategie zur Selbsthilfe

Das Leben mit einer bipolaren Störung ist ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Die Manie, eine Phase ungebremster Energie und Euphorie, kann genauso überwältigend sein wie die tiefen Täler der Depression. Wenn ich in eine manische Phase gerate, fühle ich mich oft, als könnte ich die Welt erobern. Ideen sprudeln unaufhörlich, und ich habe das Bedürfnis, immer mehr zu tun. Doch diese grenzenlose Energie hat ihren Preis. Ich verliere mich in unzähligen Projekten, überfordere mich selbst und setze mich Situationen aus, die mir mehr schaden als nützen.

Für mich bedeutet Manie, dass ich mich in einem Zustand befinde, in dem ich das Gefühl habe, alles gleichzeitig erledigen zu müssen. Impulsiv stürze ich mich in Aufgaben, ohne die Konsequenzen zu bedenken, und gehe dabei oft weit über meine eigenen Grenzen hinaus. Dieser Drang, ständig produktiv zu sein, mag zunächst motivierend wirken, doch letztlich bringt er mich in eine gefährliche Spirale, die schwer zu kontrollieren ist.

Um mit diesen extremen Stimmungsschwankungen besser umgehen zu können, habe ich gelernt, dass Therapie und Medikamente unerlässlich sind. Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) hat mir besonders geholfen, meine Denkmuster zu erkennen und zu verändern. Diese Therapie unterstützt mich dabei, die Auslöser meiner manischen und depressiven Phasen zu identifizieren und Strategien zu entwickeln, um mit diesen Stimmungsschwankungen umzugehen. Eine weitere wertvolle Therapieform ist die interpersonelle und soziale Rhythmustherapie (IPSRT), die mir hilft, einen geregelten Tagesablauf zu etablieren. Durch feste Schlafenszeiten, regelmäßige Mahlzeiten und geplante soziale Aktivitäten kann ich meine Stimmung besser stabilisieren.

Wie habe ich es also geschafft, von der Manie wieder herunterzukommen?

Neben der Therapie und den Medikamenten habe ich eine Methode entwickelt, die mir hilft, meinen Alltag besser zu bewältigen: die Ich-Zeit-Methode. Diese Methode unterstützt mich dabei, die Kontrolle über meine Energie und meine Emotionen zu behalten.

Wie funktioniert die "Ich-Zeit"

  • Bewusstes Einplanen:

    Für mich ist es entscheidend, täglich oder wöchentlich feste Zeiten für die Ich-Zeit einzuplanen. Diese Momente der Ruhe helfen mir, Abstand vom hektischen Alltag zu gewinnen und mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Ich-Zeit kann morgens vor der Arbeit, während einer Mittagspause oder abends nach einem langen Tag stattfinden. Die Dauer variiert je nach meinem aktuellen Bedarf. Offen mit meinem Partner über diese Notwendigkeit zu sprechen, hat uns geholfen, diese Zeit fest in unseren Tagesablauf zu integrieren.

  • Rituale und Aktivitäten:

    Während der Ich-Zeit widme ich mich Aktivitäten, die mir Freude bereiten und mich entspannen – sei es Lesen, Schreiben, Meditieren, Sport oder einfaches Nichtstun. Wichtig ist dabei, alle Ablenkungen wie Handy oder Fernseher auszuschalten, um mich wirklich auf mich selbst zu konzentrieren und meine Energiereserven wieder aufzufüllen.

  • Selbstreflexion:

    Die Ich-Zeit nutze ich auch, um über meine Gefühle, Ziele und Bedürfnisse nachzudenken. Dabei stelle ich mir Fragen wie: "Wie fühle ich mich in Momenten, in denen ich voller Energie bin?" oder "Welche Entscheidungen habe ich in Momenten hoher Energie getroffen, die ich später bereut habe?" Diese Reflexion hilft mir, meine Wahrnehmung in Phasen der Manie besser zu verstehen und bewusster mit meinen Emotionen umzugehen.

  • Prioritäten setzen:

    Ein weiterer wichtiger Schritt für mich ist das bewusste Setzen von Prioritäten. Ich habe gelernt, dass ich nicht alles auf einmal tun kann, auch wenn es mir manchmal so vorkommt. Indem ich klar entscheide, welche Aufgaben und Projekte wirklich wichtig sind, kann ich meine Energie gezielt einsetzen und mich auf das konzentrieren, was mir am meisten bedeutet. Zum Beispiel entscheide ich morgens, welche beruflichen oder persönlichen Projekte Vorrang haben und welche warten können. So vermeide ich, mich zu überfordern.

  • Pausen einplanen:

    Pausen sind für mich essentiell, um meine Energie wieder aufzuladen und einem Burnout vorzubeugen. Kleine Pausen über den Tag verteilt, sei es eine 5-minütige Meditation oder ein kurzer Spaziergang, helfen mir, mich zu entspannen und wieder fokussiert zu arbeiten.

  • Grenzen setzen:

    Grenzen zu setzen bedeutet für mich, Nein zu sagen, wenn etwas meine Kapazitäten übersteigt. Es ist wichtig, meine eigenen Bedürfnisse zu respektieren und zu erkennen, wann ich mich überfordere. Das erfordert, dass ich ehrlich zu mir selbst bin und auch gegenüber anderen kommuniziere, was ich leisten kann und was nicht.

  • Emotionale Balance und Regelmäßigkeit:

    Die Ich-Zeit ist für mich eine wertvolle Gelegenheit, emotionale Belastungen abzubauen und mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Regelmäßigkeit ist dabei der Schlüssel – ich versuche, diese Zeit fest in meinen Alltag zu integrieren und sie an meine aktuellen Bedürfnisse anzupassen.

  • Respektvolle Kommunikation und Grenzsetzung:

    In der Ich-Zeit habe ich gelernt, wie wichtig es ist, meine Grenzen zu erkennen und klar zu kommunizieren. Indem ich meine Bedürfnisse offen anspreche, schaffe ich Raum für persönliche Erholung und verhindere, dass ich mich überfordere.

Mein Fazit

Das Leben mit einer bipolaren Störung ist eine tägliche Herausforderung. Doch mit den richtigen Werkzeugen, wie der Psychotherapie und der Ich-Zeit-Methode, finde ich Wege, diese Herausforderung zu meistern und ein erfüllteres Leben zu führen.