
Der Karpatenhund in meinem Kopf
Wie mir "Die drei ???" halfen, Unsichtbares sichtbar zu machen – ein Erfahrungsbericht über ADHS, Bipolarität, Borderline und Stimmen aus der Kindheit
Ein scheinbar übernatürlicher Fall – und meine Realität

Es beginnt mit flackernden Lichtern. Einem unheimlichen Heulen. Und der festen Überzeugung: Hier stimmt etwas nicht.
So beginnt die Folge Die drei ??? und der Karpatenhund. Ich war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, als ich sie das erste Mal hörte. Ich weiß noch genau, wie ich zusammengerollt in meinem Bett lag, das Kassettenradio auf laut gedreht, weil mir die Geschichte so vertraut vorkam – nicht vom Inhalt her, sondern vom Gefühl. Dieses Unheimliche, das keiner erklären kann. Diese unsichtbare Kraft, die Dinge durcheinanderbringt. Genau das kannte ich. Nur nannte man es bei mir anders: ADHS. Später kamen Begriffe wie "bipolare Störung", "Borderline", "Panikattacken" und "auditive Halluzinationen" dazu.
Aber als Kind war es einfach nur: zu viel. Zu laut. Zu schnell. Zu dunkel. Zu bedrohlich.
Justus, Peter, Bob – und ich

In der Folge Der Karpatenhund werden die drei Detektive zu einem Apartmenthaus gerufen, in dem seltsame Dinge geschehen. Ein unsichtbarer Hund heult. Lichter explodieren. Eine wertvolle Skulptur verschwindet. Die Erwachsenen sind ratlos, manche abweisend, andere misstrauisch. Nur die drei ??? bleiben ruhig, stellen Fragen, beobachten, analysieren. Und kommen der Wahrheit näher – Schritt für Schritt.
So sehr ich mich fürchtete, so sehr bewunderte ich sie. Nicht nur, weil sie den Fall lösten, sondern weil sie sich von niemandem beirren ließen. Nicht von Spott. Nicht von Zweifeln. Nicht von Angst. Sie blieben sich treu – und der Wahrheit verpflichtet.
Wie oft hätte ich mir gewünscht, dass jemand wie Bob Andrews da ist – leise, aber aufmerksam. Oder wie Justus – jemand, der Widersprüche erkennt und nicht locker lässt. Oder Peter – der sich trotz Angst stellt. In Wahrheit musste ich diese Rollen irgendwann selbst übernehmen. Denn wenn du mit einer unsichtbaren Krankheit lebst, musst du selbst Detektiv werden.
Stimmen in meinem Kopf – die unsichtbaren Hunde

Heute weiß ich: Ich hörte nicht wirklich Stimmen. Es waren Gedanken, die sich wie Stimmen anfühlten. Kritisch. Hart. Befehlend. Oft kamen sie in der Nacht.
"Du bist zu viel." – "Du wirst es nie schaffen." – "Keiner mag dich."
Für ein Kind ohne Diagnosen sind das keine Symptome, sondern Wahrheiten. Unhinterfragt. Übermächtig. Genau wie der Karpatenhund. Erst als ich älter wurde und die Diagnosen kamen – ADHS, Bipolare Störung, Borderline – wurde mir klar: Das sind keine Wahrheiten. Das sind Symptome. Muster. Verletzungen.
Die Diagnose war mein erster Hinweiszettel, wie bei einem Detektivfall. Endlich hatte ich etwas in der Hand. Nicht, um mich zu entschuldigen, sondern um mich zu verstehen.
Panikattacken – wenn das Licht flackert

Manchmal reicht ein kleiner Auslöser. Ein Blick. Ein Geräusch. Ein Geruch. Und plötzlich flackert das Licht in meinem Inneren. Mein Herz rast. Ich verliere den Boden. Wie bei einer Fehlfunktion. So war es oft in meiner Kindheit – aber niemand konnte mir erklären, was da geschah. "Du bist halt empfindlich", hieß es. Oder schlimmer: "Du übertreibst."
Wie falsch das war, verstehe ich erst heute. Eine Panikattacke ist keine Übertreibung – sie ist ein Alarmsystem ohne Sirene. Es kommt leise und nimmt dir alles.
Heute weiß ich, was zu tun ist. Damals wusste ich es nicht. Ich fühlte mich wie Mr. Prentice in der Drei ???-Folge – allein, verwirrt, machtlos.
Achtsamkeit als Detektivwerkzeug

Der Wendepunkt kam, als ich begann, mich bewusst mit mir auseinanderzusetzen – meine "Mindful Journey" begann. Ich lernte, dass Achtsamkeit kein esoterischer Trend ist, sondern ein echtes Werkzeug. Wie eine Lupe, mit der ich meine Gedanken und Reaktionen untersuchen kann.
Ich begann zu schreiben. Meine Symptome zu beobachten. Aus der Opferrolle in die Beobachterrolle zu wechseln. Und wie die drei ??? stellte ich Fragen:
- Was fühle ich gerade?
- Was ist der Auslöser?
- Ist das eine alte Stimme – oder meine eigene?
- Was brauche ich jetzt wirklich?
Diese Fragen gaben mir Halt – und Struktur. Achtsamkeit wurde mein inneres Archiv, meine Recherchezentrale. So wie Bob in der Serie.
Fünf Tipps für deine eigene Detektivarbeit
- Führe ein Gedanken-Tagebuch.
- Schreib auf, was du denkst – ohne Bewertung. Erkenne Muster. Spüre Trigger auf.
- Mach den "Bob Andrews Move": Recherchiere dich selbst.
- Lies über deine Diagnose, rede mit anderen, erkenne, dass du nicht allein bist.
- Nutze Rituale bei Panikattacken.
- Kaltes Wasser über die Hände. Atemtechnik 4-7-8. Oder einfach laut "Stopp!" rufen – das hilft, den Gedankenfluss zu unterbrechen.
- Benenne deine inneren Stimmen.
- Gib ihnen Namen, z. B. "Karpatenhund" für die destruktive Stimme. So schaffst du Distanz.
- Baue dein eigenes Detektivteam.
- Das können Freunde, Therapeut*innen oder Online-Communities sein. Wichtig ist: Niemand muss diesen Fall allein lösen.
Fazit: Jeder Mensch trägt einen Karpatenhund in sich

Die Folge Der Karpatenhund ist kein übernatürlicher Thriller – es ist ein psychologisches Drama. Und genau das war meine Kindheit auch. Laut, verwirrend, einsam. Aber wie bei den drei ??? gibt es einen Weg zur Aufklärung – wenn man hinsieht, Fragen stellt und nicht aufgibt.
Mindful Journey ist mein Weg, diese Fragen laut zu stellen. Ich schreibe, damit andere den Mut finden, ihren eigenen unsichtbaren Hunden auf die Spur zu kommen. Denn manchmal ist es nicht das Licht, das flackert – sondern wir selbst, die zu lange im Dunkeln standen.
Wenn du dich in diesem Beitrag wiedererkennst, schreib mir. Vielleicht bist du auch auf Spurensuche. Und vielleicht finden wir gemeinsam ein paar Antworten.