Befreit von Mobbing, Bipolarität und Borderline

14.04.2025

Ein einziger Satz, der mehr bedeutet als Glück – er steht für einen Überlebenskampf, eine innere Befreiung und die Entscheidung, endlich ICH zu sein. In diesem Blogartikel nehme ich dich mit auf meine persönliche Reise durch Mobbing, bipolare Störung, Borderline, Verlustängste und Selbstzweifel – bis hin zu einem Leben, das ich heute voller Stolz und Stabilität als Camillo führe. Ein bewegender Bericht über Schmerz, Hoffnung und den Mut, sich selbst neu zu definieren.

I'm feeling so god damn good – und warum dieser Satz so viel mehr ist als nur ein Moment

Es ist einer dieser Sätze, die man normalerweise nur sagt, wenn alles rund läuft. Wenn der Tag sonnig ist, der Kaffee perfekt schmeckt, das Leben leicht scheint. Doch bei mir bedeutet dieser Satz so viel mehr. Er ist kein beiläufiges Gefühl – er ist ein Statement. Eine Befreiung. Ein Aufatmen nach Jahren der Dunkelheit, der inneren Zerrissenheit und der täglichen Kämpfe mit mir selbst. Ich sage: I'm feeling so god damn good, und ich meine es. Mit jeder Faser meines neuen Ichs.


Aber um zu verstehen, warum das so besonders ist, muss ich euch zurücknehmen in meine Geschichte. In ein Leben, das alles andere als leicht war. In eine Kindheit, in der ich nicht einfach nur anders war – sondern für mein Anderssein verurteilt wurde.

Anders sein war nie okay

Ich war das zappelige Kind. Das laute Kind. Das kreative Kind, das mit den Gedanken ständig woanders war. Und das reichte schon, um ausgeschlossen zu werden. Um von Lehrer:innen als "untragbar" bezeichnet zu werden, von Mitschüler:innen gemieden und verspottet zu werden. Mobbing war mein Alltag. Es wurde nicht besser – es wurde schlimmer. Denn irgendwann begann ich, diese Stimmen von außen zu hören, auch wenn niemand mehr sprach. Stimmen, die mich beschimpften. Die mir einflüsterten, dass ich zu nichts tauge. Dass ich wertlos bin. Diese Stimmen zogen mit mir ins Erwachsenenleben.

Zwei Welten – und keine davon war sicher

Das Leben mit meiner Diagnose – der bipolaren Störung – bedeutete lange Zeit: Ich lebte nur in Extremen. Entweder war ich der "Superheld", unbesiegbar, euphorisch, leistungsstark, übermenschlich. Oder ich stürzte in das tiefe schwarze Loch, in dem ich mich für dumm, wertlos und fehl am Platz hielt. Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Selbstzweifel, Panikattacken. Job um Job ging verloren, Beziehungen zerbrachen – ich hatte Angst vor Verlust, ständig. Die Angst, verlassen zu werden. Die Angst, meinen Job zu verlieren. Die Angst, wieder zu versagen. Und über allem schwebte das zerstörerische Schwarz-Weiß-Denken der Borderline-Störung.

Der Wendepunkt kam leise – aber mächtig

Ich war kaputt. Und irgendwann so müde vom Kämpfen, dass ich bereit war, alles aufzugeben. Doch genau da geschah etwas Unerwartetes. Ich kam mit myAbility in Kontakt – einer Organisation, die mir zeigte, dass psychische Erkrankungen nicht nur Schwächen sein müssen, sondern auch Stärken sichtbar machen können. Und plötzlich war da Raum für Ehrlichkeit. Beim Matching Day durfte ich ganz offen über meine psychische Gesundheit sprechen – mit Unternehmen wie PwC, Generaliund Wien Energie.


Und genau dort öffnete sich die Tür in mein neues Leben: Ich bekam eine Chance – bei Wien Energie, im Bereich Employer Branding. Und das Team? War von Anfang an für mich da. Ich durfte ich sein. Mit all meinen Eigenheiten. Mit meiner Geschichte. Ich wurde nicht bewertet, sondern verstanden. Zum ersten Mal in meinem Berufsleben fühlte ich mich nicht falsch.

Der letzte große Schritt: Mein Name, mein Neubeginn

Aber da war noch etwas. Ein Schatten aus der Vergangenheit, der mich immer wieder einholte: Mein Name – Mark Philipp. Er war wie ein Symbol für all das Leid, das ich erlebt hatte. Für die Stimmen, die mich jahrzehntelang klein gehalten haben. Für das Gefühl, nie richtig zu sein.


Und dann erinnerte ich mich: Mein Vater wollte mich ursprünglich Camillionennen. Und durch einen glücklichen Zufall wurde ich in einer meiner wenigen positiven Lebensphasen liebevoll "Cämi" genannt. Dieser Name hatte keine Narben. Kein Trauma. Nur Kraft. Nur Hoffnung.


Also entschied ich mich – ganz bewusst – für eine Namensänderung. Und seitdem ich offiziell Camillo bin, hat sich mein Leben verändert. Ich habe das Gefühl, zum ersten Mal wirklich ich zu sein. Ich bin nicht mehr der, der ich sein musste, um zu überleben. Ich bin der, der ich immer hätte sein sollen.

Was ich gelernt habe – und dir mitgeben möchte

Die Reise mit einer bipolaren Störung und Borderline ist kein Sprint. Es ist ein verdammt langer Marathon. Es gibt keine Zauberformel – aber es gibt Hoffnung. Hier ein paar Dinge, die mir geholfen haben:

• Therapie, vor allem DBT und schematherapeutische Ansätze.

• Offenheit, mit den Menschen im privaten und beruflichen Umfeld.

• Struktur, wie Morgen- und Abendroutinen.

• Selbstfürsorge, durch Meditation, Bewegung, Schreiben.

• Ein Umfeld, das trägt. Ich habe es bei Wien Energie gefunden.

Und heute?

Heute bin ich Camillo. Ich lebe mit meiner Geschichte, aber nicht mehr in ihr gefangen. Ich habe gelernt, dass Heilung kein Ziel ist, sondern ein Prozess. Und dieser Prozess hat mit einem Satz begonnen:

I'm feeling so god damn good.

Und diesmal meine ich es wirklich.